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Rauchzeichen aus dem Pillerseetal: mit Kräuterfee Birgit uraltes Wissen atmen

Eine Tradition fast so alt wie das Feuer selbst – das Räuchern. Seit Urzeiten nutzen Menschen die heilsamen Dämpfe als Medizin. Wissenschaftlich gesehen, funktioniert das so: Durch das Verglühen von Kräutern und Harzen werden Duftmoleküle freigesetzt, die über die Riechzellen in der Nase eine Botschaft an das Gehirn senden. Hier werden Stimmungen und andere Körperfunktionen beeinflusst. Doch für Birgit Schwaiger aus dem Pillerseetal ist es viel mehr als das. Räuchern tut der Seele gut und verbindet sie mit der Natur. Ihr Wissen teilt Birgit gerne, denn nur wer die Natur versteht, kann sie schützen. Mit Urlaubern wandert sie durch die atemberaubende Winterlandschaft des Pillerseetals und weiht sie anschließend in ihrer Kräuterstube in die Kunst des Räucherns ein.

Es hat etwas mystisches, wenn Birgit Schwaiger ihr Räucherfass schwenkend durch den Hüttenraum schreitet und dabei zarte Rauchfäden kräuselnd in die Luft steigen. Die Wirbel tanzen durch den Raum und verbreiten einen angenehmen Duft. Birgit hat eine Mischung aus Wacholder, Beifuss und Fichtenharz aufgelegt. Die Zutaten sammelt die 49-Jährige selbst. Wenn im Sommer die Wiesen und Wälder um den Rohrhof bei Fieberbrunn vor gesunden Kräutern und Blüten nur so strotzen geht es ans Pflücken und Trocknen. Feinsäuberlich in Gläsern gelagert warten die Seelenvitamine in Birgits Kräuter-Apotheke auf ihren Einsatz. „Zu sehen, wo die Pflanzen wachsen, sie selbst zu pflücken das verbindet mich noch mehr mit der Natur. Und wenn ich räuchere, erinnere ich mich an die glückliche Zeit, die ich draußen verbracht habe.“

Damit die Gäste ein Gefühl für das ganzheitliche Erlebnis bekommen führt die ausgebildete Kräuterpädagogin sie auch im Winter raus in die idyllische Landschaft rund um den Bauernhof, der schon seit elf Generationen im Familienbesitz ist. Auf mehr als 1000 Metern eröffnet sich hier der Blick auf das gesamte Pillerseetal und die umliegende Bergwelt der Kitzbüheler Alpen, der Leoganger und Loferer Steinberge. Die Natur ist zwar vom Schnee bedeckt, aber nicht im Winterschlaf. „Im Winter liegt die Kraft der Pflanzen in der Rinde,“ erklärt Birgit während sie über die raue Borke eines Weidenbaums streicht. Birgit verwendet sie für Tees und als Zutat in Räuchermischungen. Sie soll entzündungshemmend und schmerzlindernd sein. Ihr Wirkstoff ist sogar in Aspirin enthalten. Auf Schneeschuhen stapft sie weiter. Die Hündin Senta gibt die Richtung an, so scheint es zumindest. Die 10-jährige Senta folgt Birgit normalerweise auf Schritt und Tritt, aber als sie Spuren im Schnee wittert, wird sie ganz aufgeregt. „Die Tapser sind von einem Eichkatzerl. Das erkennt man an den weit voneinander liegenden Spuren. Da ist es gesprungen.“ Immer wieder bleibt Birgit stehen: Abdrücke von Rehhufen, Fuchs- und Marderspuren zeugen von einer gesunden Tierwelt. Sogar eine kleine Maus hat sich heute schon auf Futtersuche begeben, wie Naturdetektive an der Schlangenlinie im Schnee erkennen, die sie mit ihrem Schwanz gezogen hat.

Die letzten Meter wandern die Schneeschuhgeher schweigend in Richtung Wald, genießen die friedliche Atmosphäre und die klare Winterluft. An der Wildfutterstelle ist Zeit für etwas heißen Tee aus der Thermoskanne, während Birgit das Heu für die Tiere auffüllt. Bevor es zurück zum Hof geht, beißt sie kurzerhand die Knospe eines Haselnussstrauches ab. Auf die erstaunten Blicke der Gäste hin erklärt sie: „In jungen Knospen liegt die geballte Lebenskraft der Pflanzen, sie sind voller Nährstoffe. Auch die Rehe lieben sie, von ihnen können wir sowieso einiges abschauen.“ Birgit möchte auf ihren Führungen zeigen, dass die Natur für jeden da ist. Man braucht keinen Garten, um Zugang zu Heilpflanzen zu bekommen. „Die Natur ist ein gedeckter Tisch, bedient euch.“ Für Birgit, die auf einem Bauernhof großgeworden ist, war es immer selbstverständlich, die Natur als ihre Apotheke zu nutzen. Erst durch die Ausbildung als Kräuterpädagogin und Fortbildungen in größeren Städten wurde ihr bewusst sie, dass das traditionelle Wissen fast schon vom Aussterben bedroht war. „Da kam der Punkt, an dem ich spürte, ich muss das überlieferte Wissen hinaustragen.“

Das Wissen über das Räuchern wird seit unzähligen Generationen weitergegeben, das meiste davon mündlich. Schon früh spürten die Menschen beim Verbrennen verschiedener Holzarten und Kräuter eine wohltuende Wirkung. Im alpenländischen Brauchtum sind Räucherrituale bis heute Teil der Kultur. „In der Zeit zwischen den Jahren wird bei uns traditionell geräuchert.“ An den zwölf Tagen von 21. Dezember bis 6. Januar seien die Tore zwischen dem Diesseits und dem Jenseits geöffnet. Durch das Räuchern sollen Geister ferngehalten und Haus und Hof gereinigt werden. Aber auch zu anderen Feiertagen und im Alltag wird geräuchert. Mit Beifuß lassen sich negative Schwingungen neutralisieren, Wachholder hat eine desinfizierende Wirkung und eignet sich daher auch zur Reinigung der Ställe. Birgit empfiehlt einen Raum zunächst mit neutralisierenden Kräutern zu räuchern und das Zimmer anschließend mithilfe von harmonisierenden Pflanzen mit positiver Energie zu füllen. Dafür eignen sich zum Beispiel die herzöffnende Rose, duftende Apfelminze oder beruhigender Lavendel. Außerdem kann man das Räucherritual nutzen, um eine Intention zu setzen. „Bei mir ist es meist Dankbarkeit für das, was ist. Auch wenn nicht immer alles glatt läuft.“

Schneeschuhwandern mit Spurenlesen und Räuchern:

Jeden Donnerstag von 14 bis 16 Uhr bietet Kräuterfee Birgit Schwaiger geführte Schneeschuhwanderungen mit anschließendem Räucher-Workshop für Gäste an. Der Kurs inkl. Schneeschuhverleih kostet 40 Euro pro Person, Anmeldung unter +43 (0)664 / 73 44 95 02 oder natur1pur@gmail.com.

Weitere Infos findet ihr hier: www.pillerseetal.at

 

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