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Streuobst gratis – am besten bei einer Hutangertour

Wer im Nürnberger Land Obstbäume sieht, die mit einem gelben Band markiert sind, darf getrost zugreifen. Denn hier darf man sich kostenlos und ohne Rücksprache bedienen. Neben den Streuobstwiesen gehören auch die sogenannten Hutanger zu den besonderen Kulturlandschaften der Region. Die historisch gewachsenen Weideflächen auf der Hersbrucker Alb mit ihren alten Baumbeständen sind Lebensräume für seltene sowie bedrohte Arten und laden zum Wandern abseits des Trubels ein. Zum 40. Jubiläum des Hutangerprojektes werden im Herbst geführte Touren angeboten. Wer sich für die ausgeprägte Hirtenkultur interessiert, besucht das Hirtenmuseum in Hersbruck oder den Wengleinpark, Bayerns ältestes Naturschutzgelände, in Eschenbach. 

Sie gehen meist Hand in Hand: Streuobstwiesen und Hutanger. Im Nürnberger Land darf man bei ersteren sogar Obst pflücken, wenn im Baum ein gelbes Band flattert – natürlich nur für den Eigenbedarf. Die Aktion gegen Lebensmittelverschwendung ist nur eine von vielen im Nürnberger Land, das sich sehr für regionale Wertschöpfung und die Erhaltung seiner Kulturlandschaften einsetzt. Neben den Streuobstwiesen sind das auch die sogenannten Hutanger. Bis in die 1960er Jahre gab es auf der Hersbrucker Alb eine ausgeprägte Hirtenkultur, die seit dem Mittelalter von den Städten und Gemeinden organisiert und größtenteils finanziert wurde. Der Dorfhirte hütete die Tiere der gesamten Dorfgemeinschaft.

Heute erinnern die Sammlungen des Hirtenmuseums in Hersbruck sowie teilweise gut erhaltene Hirtenhäuser an diese seltene und äußerst bodenständige Kulturform, die seit 1985 vom „Hutangerprojekt“ des Naturschutzzentrums Wengleinpark e. V. als landschaftsprägendes Element bewahrt wird. Zum 40. Jubiläum werden an ausgewählten Terminen in September und Oktober geführte Wanderungen angeboten. Dabei erfährt man Wissenswertes zum Thema Hutangerschutz und -pflege, über den Verbund von Weide und Wildnis sowie die dort lebenden Tiere wie Uhu, Feuersalamander, Schrecken und Hutangerrinder. Die Exkursionen dauern zwischen zwei und drei Stunden und sind gratis.

Wer mag, kann auch individuell auf den Spuren der Hirten durch die naturbelassenen Hutanger wandern und kommt dabei an mächtigen Eichenbeständen, alten Obstbaumstrukturen und an bunt blühenden Wiesen vorbei. Mit einer Gesamtfläche von rund 500 Hektar und mehr 120 Einzelflächen im Landkreis Nürnberger Land ist der Bestand der Hutanger an Menge und Qualität einmalig in Deutschland. Besonders viele Hutanger, auf denen noch heute Rinder, Schafe und Ziegen weiden, gibt es in der Gemeinde Kirchensittenbach. Die Nordschleife und die Südschleife des Hutangerwegs sind beide jeweils ca. 15 km lang mit 300 hm, also am besten rund 4 Stunden einplanen.

Auch im schon 1930 gegründeten Naturschutzzentrum Wengleinpark e. V. gibt es einen mit Eichen bewachsenen Hutanger zu entdecken, außerdem Karstfelsen, Orchideenwiesen und Buchenwald – also die ganze Natur der Fränkischen Alb auf kleinstem Raum in einem Landschaftspark vereint. Der Park ist ganzjährig geöffnet, öffentliche Führungen finden regelmäßig statt. Auf den Themenwegen kann man das Gelände selbst erkunden und dabei viel Wissenswertes über Flora und Fauna, Landschaftsgeschichte, Hutanger und Carl Wenglein, den Gründer des Parks, erfahren.

Infos zu den geführten Wanderungen und weitere Details zu den Exkursionen gibt es auf Anfrage per Mail an info@hutanger.de.

Über das Nürnberger Land: Das Nürnberger Land erstreckt sich von Neuhaus an der Pegnitz im Norden über die Fränkische Alb bis nach Burgthann im Süden und hat für Sportler, Genießer, Familien und Kulturliebhaber gleichermaßen viel zu bieten. Während der Naturraum Nördlicher Frankenjura, das Pegnitztal, die weiten Kiefern-, Buchen- und Mischwälder sowie die zahlreichen verwunschenen Gewässer mit stadtnahen Freizeitmöglichkeiten punkten, begeistert die Schlösser- und Burgenlandschaft kulturell und kulinarisch. Egal ob Wandern, Radfahren, Museumsbesuch oder einfach zum Entspannen – die regionalen Spezialitäten wie Schäufele, Höhlenkäse oder Kommunenbier sind nicht weit entfernt.

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