Weintrauben in allen Lebenslagen. Beim Wandern als Fingerfood. Beim Rasten als herrliches Panorama. Beim Vespern als Dreingabe. In der Brennerei als hochprozentiges Geschmackserlebnis. Und am Abend als Genuss bei der Weinprobe. Die Mosel ist ein Weinland – und vom Winzer bis zum Wanderführer erzählen dort alle über ihr Lieblinsgthema, wie ich kürzlich bei einem Ausflug nach Löf, Hatzenport, Cochem und Pommern hautnah erleben durfte.
Die Mosel, das ist für mich vor allem eine Region der Vorurteile. Herrliche Berge mit vielen Weinreben drauf – eben eine gewachsene Kulturlandschaft, die vor allem im Herbst beeindruckend ist. Und alle Leute, die ich vor meinem weltallerersten Ausflug an die Mosel von dort kennengelernt hatte, waren allesamt: Gemütlich, nett, ein bisschen mitteilsam und seeeeehr naturverbunden. Also mit dem Zug ab an die Mosel. Die Spannung steigt in der Regionalbahn nach Hatzenport (welch göttlicher Ortsname), als wir zum ersten Mal die Mosel überqueren und (der Kenner setzt sich links in den Zug) nunmehr nach einer Stunde entlang des Rheins samt Loreley den Strom mit den vielen Weinbergen vor dem Panoramafenster haben. „Wenn die Nebel tanzen“ ist das Motto der Bloggerwanderung, zu der mich Rheinland-Pfalz-Tourismus eingeladen hat – und passenderweise begleitet uns ein gräuliches Wolken-Nebel-Gemisch, das unseren Aufstieg auf dem Traumpfad Hatzenporter Laysteig um die wirklichen Wow-Ausblicke bringt. Macht aber nix, denn wir haben mit Winzermeister Albrecht Gietzen einen kompetenten Erzähler dabei, der uns wortgewaltig mindestens so viel Moselstimmung in die Herzen zaubert wie das ein sonniger Spätherbstnachmittag hätte machen können. Stilgerecht absolvieren wir eine Walking-Weinbprobe beim Abstieg. In regelmäßigen Abständen gibt’s gute Tropfen, die auf den sonnenverwöhnten Schieferhängen reifen („Achten Sie auf die zarte Note von Schiefer im Abgang“). Es gibt Infos zur Groß- und Kleinwetterlage – und richtig viel Wissenswertes zum Erhalt der Kulturlandschaft an der Mosel durch die Winzer und verschiedene Landschaftspflegemaßnahmen.
Am Abend eine zweite Begegnung mit dem Thema Wein: Weinkönigin Julia I. mit ihren Prinzessinnen Katrin und Nicola servieren die zweiten sechs Weine zum Probieren und Genießen. Diesmal gibt’s Weine von der Terrassenmosel. Doch mindestens genau so wichtig wie die Wein-Noten sind für uns derlei bewegende Fragen wie „Wie wird man Weinkönig? Ist das Amt vererbbar? Wird man als Prinzessin später automatisch Königin?“. Und es tut gut, dass wir anschließend etwas Deftiges zwischen die Zähne bekommen….
Tags darauf wieder so eine witzige Kombination rund um den Wein: Wir wandern „Vom Malt of Kail zum Tempel der Götter“. Eigentlich umgekehrt, denn Manfred Rausch (welch göttlicher Nachname) – doch Manfred hatte gar nichts mit dem Wein zu tun. Er ist der Vorsitzende eines Fördervereins, das das originalgetreu rekonstruierte keltische Bergheiligtum auf dem Martberg hoch über Pommern betreut. Rausch berichtete uns von keltischen Opfergaben und ließ die imposante Berganlage für uns lebendig werden. Ein spannender Ausflug in eine Zeit, von der wir so ganz und gar nichts wissen. Nach dem Abstieg hinunter nach Pommern folgte sogleich der Einstieg in das Thema Wein. Das Weingut Leo Fuchs gehört zu den renommierten Häusern der Mosel – und wir probierten uns durch die wohlschmeckenden Tropfen sowie römisches Essen aus dem Restaurant „Onkel Otto“ gleich nebenan. Vor lauter Wein hätte ich fast vergessen, dass sich hoch über Pommern nun endlich auch einmal die Sonne zeigte und mir die passenden Herbstpanoramabilder mit Moselblick bescherte. Schließlich tauchten wir ein in die wilde Schilzergrabenschlucht und landeten in Kail, wo Hubertus Vallendar eine äußerst exquisite Brennerei betreibt. Schon wieder so ein Moselaner – mit Erfindungsreichtum, Erzählwitz und der nötigen Beharrungsfähigkeit, um sein Brand-, Whiskey- und Geist-Projekt an der Destille durchzuziehen. Spätestens jetzt war der Zeitpunkt gekommen, den Wanderrucksack um eine hochprozentige Flasche zu ergänzen…
Cochem erlebten wir zum Abschluss bei Nacht. Es gab in einer der ältesten Weinstuben, der Weinstube Schneider, Federweißen und Zwiebelkuchen – und irgendwann war uns das zarte Gemisch aus Wander-, Wein- und Zwiebelaromen wurscht…
Das Fazit nach zwei Tagen Mosel: Alle Vorurteile bestätigt. Positiv. Wiederkommen!
Hinweis: Im Rahmen einer Bloggerwanderung durfte ich den Moselsteigkennenlernen. In Kooperation mit Rheinland-Pfalz-Tourismus, die zu dieser Veranstaltung eingeladen hat, konnte ich mir aus erster Hand ein Bild über die Wege und die Region machen. Dies beeinflusst meine redaktionelle Freiheit in keinster Weise.