Radfahren Sommer

Flowige Trails – auf dem KAT Bike in den Kitzbüheler Alpen

Auf dem KAT Bike quer durch die Kitzbüheler Alpen. Das bedeutet ganz viele Höhenmeter, aber auch ganz viele Trails in herrlichem Bergpanorama rund um Brixen, Kirchberg, Kitzbühel, St. Johann und das Pillerseetal. Hier unser Bericht von unserer zweitägigen Schnupptertour auf dem KAT Bike – mit dem E-Bike und mit knapp 4000 Höhenmetern und 100 Kilometern!

Ach, was ist das nicht eigentlich schrecklich kompliziert? Eine Mehrtagestour mit dem Bike, noch dazu über die Berge? Mit allem Gepäck im Rucksack, der viel zu schwer ist? Schon oft habe ich gemeinsam mit Timmi und Jonas einen größeren Radausflug konzipiert, der dann aber jedesmal auf maximal zwei Tage und eine 100pro positive Wettervorhersage eingedampft wurde. Zu schwer der Rucksack, zu unberechenbar die Unwägbarkeiten – und zu gering der Genussfaktor. Mit dem KAT Bike und seiner E-Bike-Variante haben wir nunmehr ein Angebot gefunden, das nicht nur landschaftlich sehr reizvoll ist, sondern auch quer durch und über die Kitzbüheler Alpen hinweg einfach und unkompliziert zu organisieren ist. Inklusive Gepäcktransport haben wir acht Mausklicks bis zur Adresseingabe gezählt.

Der Gepäcktransport, das ist so ein Genussfaktor. Du hast tagsüber nur einen leichten Tourenrucksack dabei. Mit einem Getränk, dem obligatorischen Notfallapfel und Müsli-Riegel & einer Wind- oder Regenjacke. Und dein Gepäck fährt mit dem Shuttle von Hotel zu Hotel. Und das Schönste beim Buchen: Die beim KAT Bike teilnehmenden Hotels nehmen gerne auch verdreckte, durchgeschwitzte oder patschnasse Radler auf – und das Gepäck mit der Wechselunterwäsche und dem Hemd für die Halbpension am Abend steht schon bereit.

Aber zurück zum Start in Etappe 2: In Brixen im Thale sollte es losgehen, droben im Brixental, das ich bisher vor allem vom Skifahren kannte. Übernachtet hatten wir im Reitlwirt, der gleich gegenüber des Bahnhofs eine gute Ausgangsbasis für den Start ist. Abends gab’s Gerichte von Kochart, in der Nacht ein kuscheliges Bett und nach dem Frühstück auch ein bisschen Aufregung. Wie wird das sein auf dem KAT Bike, noch dazu mit dem für uns völlig ungewohnten E-Bike. Start um kurz nach 9 Uhr – und bei der ersten größeren Trinkpause um kurz nach 10 Uhr blicken wir schon vom Aussichtsplateau hinter der Wiegalm auf das Skigebiet von Kirchberg. Wir haben doch tatsächlich innerhalb von einer Stunde 700 Höhenmeter hinter uns gelassen, dank der Unterstützung des Elektromotors. Von 800 auf 1513 m in einer runden Stunde! Trotzdem schwitzen wir aus allen Poren. Unser Guide hat uns eingeschärft, nur im Eco-Modus zu fahren, wenn wir das Etappenende in Oberndorf noch bei gefülltem Akku erleben wollen – also hat unser E-Ausritt auch etwas mit Sport zu tun, wenn auch wohldosiert. Normalerweise bin ich nämlich nach 750 Höhenmetern mit dem konventionellen Bike derart „maushin“, dass ich drei Tage kein Bike mehr sehen mag. Doch an der Wiegalm ist das diesmal anders: Wir starten nach einer kurzen Trinkpause auf den Wiegalmtrail und können unser am Vorabend auf dem Parkplatz des Radverleihs in Brixen erworbenes Trailwissen anwenden: Parallele Pedale, Popöchen nach hinten, Arme elastisch und mit Mumm, aber doch kontrolliert und mit der Vorderbremse in die Kurven einsteigen. Soweit die Theorie, die auch der Praxis standhält. Die Strecke taugt wirklich und ist für uns bestens machbar. Das sind sie also, die „flowigen Trails“? Dann hätte ich gerne mehr davon!

Kommt, aber vor den schwungvollen Höhenmetern bergab folgt erst der nächste Eco-Kurbel-Marathon bergan. Wieder haben wir gute 600 Höhenmeter vor uns, wieder verlangen uns die endlosen Serpentinen auf dem Weg zur Ochsalm einiges an Schweiß ab – und auch der Milchlaster, der uns fast von dem Sträßlein drängt. Doch die elektromobilisierte Quälerei ist eine kurze Sache, weitere 60 Minuten später stehen wir droben auf der Alm. Fast gleichzeitig kommen wir mit einem Fischzucht-Pickup samt Fischbassin an. Die Forellen werden 20 Minuten später als fangfrisch am Nebentisch serviert. Ich entscheide mich für ein Wiener Schnitzel mit Pommes – nach 1500 Höhenmetern in zweimal einer Stunde braucht der Körper frische „Körner“ :-).

Nun tauchen wir nach weiteren 300 Höhenmetern ein in die Welt des Hahnenkamms hoch über Kitzbühel. Die Streif liegt unweit, ebenso das Schneedepot, mit dem die Kitzbüheler Jahr für Jahr frühzeitig die Skisaison eröffnen – ebenso spektakulär wie umstritten. Doch das ist uns wurscht, als wir die MTB-Streif unter die Räder nehmen: Eine nicht enden wollende Abfolge an Kurven, Kehren, Hügeln, Wald- und Wurzelpassagen ist der Hahnenkammtrail – und man kann es kaum glauben, schon (fast) wieder im Tal angelangt zu sein, wenn man am Balken der Kitzbüheler Skisprungschanze den Blick auf den Ort erhascht. Was folgt, ist ein krasses Kontrastprogramm: Noch nie bin ich so verschwitzt und verdreckt durch eine Fußgängerzone gerollt – und der Kontrast zwischen dem mondänen Kitzbühel-Publikum und unserer abgekämpften Gruppe könnte nicht größer sein. Auf dem Weg zum Etappenort Oberndorf fahren wir unterhalb des Kitzbüheler Horns entlangs – und kurz vor dem Ziel biegen wir noch links ab, wo unser Guide Kurt noch einen Geheimtipp hat: Anitas und Silvias Backstube bietet ein Eis, das mit frischen Kirschen und Schokostreuseln genau das richtige ist, um uns für den Tagesabschluss im Infinity Pool im Hotel Penzinghof einzustimmen. Mit genau 6 Kilometern Reichweite (von 147 durchgängig im Eco-Modus gekurbelten Kilometern) komme ich an, die Tagesetappe hätte nicht länger dauern dürfen :-)!

Tags darauf haben wir uns die Etappe „obenrum“ nach St. Johann vorgenommen. Auch diese zieht uns direkt nach dem Frühstück erstmal den Powerzahn, die Höhenmeter sprudeln nur so aus dem E-Motor heraus – und nach wiederum einer Stunde haben wir kurz unterhalb des Harschbichls die Angerer Alm erreicht, ein wundervoller Platz mit wunderbaren Leuten, die Chefin Annemarie ist Präsidentin der Sommelierunion Austria und findet sogar die Zeit, uns schnell noch ihren äußerst erlesenen Weinkeller zu zeigen – inklusive des Tropfens aus dem Jahr 1785! Zum Essen ist es leider noch zu früh, also „trailen“ wir hinunter nach St. Johann – abermals über einen teils eigens angelegten Trail für Mountainbiker, und abermals mit richtig launemachenden Steilkurven und Wurzelpassagen. Auch einige Holzstege sind heute dabei – und zwei Rampen, an denen man nicht allzuviel denken sollte, bevor man den Finger von der Bremse nimmt. Überlebt, überstanden ;-).

Nach der Mittagspause in St. Johann folgt nach den technisch schönsten Passagen des KAT Bike die vielleicht landschaftlich schönste Strecke: Wir fahren von Kirchdorf über 900 Höhenmeter bergan und haben die Winterstelleralm als nächstes Ziel im Sinn, aber lange noch nicht vor Augen. Als der höchste Punkt auf den Magerwiesen mit imposantem Blick auf die Steinberge erreicht ist, ahnen wir noch nicht, dass wir die anstrengendste Passage des Tages noch vor uns haben. Die „kurze Tragepassage“ entpuppt sich als Bergpfad, bei dem nicht Kraft in den Beinen, sondern in den Armen gefragt ist. Die 20 Minuten sind herausfordernd, aber klasse – und dank Einsatz des Notfallapfels auch bei besten Kräften zu überwinden. Jetzt ist allerdings unser Ziel nicht mehr weit. Von droben sehen wir bereits hinunter ins Pillerseetal und ein alkoholfreier Huber-Weizen aus St. Johann muss bei der netten Wirtin Anni echt noch sein, bevor wir ins Tal rollen. Bis zum Hotel Alte Post in Fieberbrunn können wir es jetzt fast ausschließlich rollen lassen. Der Höhenunterschied von 1400 m bis hinab auf 850 m in St. Ulrich und 750 m in Fieberbrunn reicht einfach, um die Bremsen ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Auch in der „Alten Post“ steht das Gepäck bereit, auch diesmal brauchen wir die Badehosen, auch diesmal lockt ein Pool auf der Dachterrasse – und das Tiroler Spezialitätenbuffet am Abend sorgt dafür, dass alle im Eco-Modus verbrauchten Kalorien wieder schnell beinand sind :-).

Nach dem Ausschlafen geht es am letzten Tag noch einen letzten Anstieg hinauf zum Bahnhof in Fieberbrunn, wo uns die ÖBB in einer knappen halben Stunde zurück zum Ausgangspunkt bringen. Natürlich kleben unsere Nasen an den Fenstern, wenn wir die markanten Punkte der letzten Tage wieder sehen, quasi im Rückspulmodus: Die Bergbahn in St. Johann, der Penzinghof, das Kitzbüheler Horn, Kitzbühel und die Streif – und Kirchberg und Brixen. Zwei wahnsinnig wunderbare Biketage nehmen am dritten Tag ihr Ende, als wir die verkrusteten Bikes wieder im Verleih abgeben. Den KAT Bike mit „ohne Motor“ machen? Für fortgeschrittene Biker sicher eine klasse Erfahrung – für Familien empfehlen wir die Ebike-Variante!

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